Der Tod in der Heide
Nur wenige hundert Meter vom Parkplatz am Rassberg am Rand der Landstraße steht ein unscheinbares Basaltkreuz im Heidegelände. Die verwitterte Schrift lässt kaum erahnen, welch tragische Geschichte sich vor annähernd 200 Jahren an diesem Ort ereignete.
Es geschah vermutlich im harten Winter 1718. Die Menschen der Vordereifel waren gerade dabei, sich von den Schrecken zu erholen, die die marodierenden Truppen des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV in den Jahren zuvor in ihren Dörfern verbreitet hatten. Und so könnte es sich zugetragen haben:
Eis und Schnee bedecken den schmalen Weg über die Heiden zwischen Jammelshofen im Weidenbachtal und Arft. Ein eisiger Wind treibt den Schnee über den Rassberg. Eine junge Mutter mit ihrem Kind versucht vergeblich, den Weg zu finden. Nebelfetzen versperren die Sicht. Wie dunkle Gestalten reihen sich die von Raureif und Schnee bedeckten Wacholder auf allen Seiten. Kein Wegweiser, keine Kapelle erleichtert die Orientierung. Die beiden irren durch das verschwommene, nebelige Grau. Die Dunkelheit bricht herein und der eisige Nebel versperrt die Sicht. Die Mutter versucht das weinende Kind mit Ihrem Schal gegen die Kälte zu schützen. Vergeblich gellen ihre Hilferufe durch das einsame Grau. Irgendwann versagen die Beine den Dienst. Nur eine kleine Pause, dann soll es weitergehen. Mutter und Kind kauern sich unter einen Wacholderbusch, um ein wenig auszuruhen. Nur für einen kurzen Moment die Augen schließen, von einem warmen Licht träumen, das ihnen den sicheren Weg weisen wird…
Erst im Frühling findet man die ineinander verschlungenen Körper der beiden.
Seitdem kündet nur noch die knapp bemessene Inschrift auf dem alten Basaltkreuz an der Straße von ihrem tragischen Schicksal:
1718 Theis Hilgers Catrin – mehr nicht!
Frei nach einer mündlichen Überlieferung von Ulrich Siewers