Zur Vorgeschichte der Wacholderheiden
von Ulrich Siewers
Wir können davon ausgehen, dass das Vordereifelgebiet schon lange vor unserer Zeitrechnung besiedelt war. Aus nomadisierenden Jägern und Sammlern hatten sich nach der letzten Eiszeit gut 5.000 Jahre v. Chr. erste Siedlungsformen von Landnutzern gebildet, die Ackerbau und Viehzucht betrieben. Spätestens nach der 400-jährigen römischen Phase wurde die Eifel wahrscheinlich ab der Mitte des 5. Jahrhunderts bevorzugtes Siedlungsland für Ackerbauern. Fruchtbare Böden für den Getreideanbau gab es zunächst nur in den Tallagen, wo zusätzlich frisches Wasser in ausreichender Menge und Güte für Mensch und Tier vorhanden war. Die zur Verfügung stehenden Flächen dort reichten allerdings bei weitem nicht aus. Um mehr Vieh zu halten und ausreichend Vorräte für den Winter zu beschaffen rodeten unsere Vorfahren die Wälder auf den Höhen rund um ihre Siedlungen. Vergil (Mosaik)
Das vermutlich ursprünglich am Südhang des Rassberges gelegene Arft könnte einen ähnlich historischen Hintergrund haben. Die Methode der Ackerlandgewinnung durch Brandrodung ist keine „Erfindung des Mittelalters“. Bereits Vergil, der berühmte römische Dichter, beschreibt in seinem zwischen 37 bis 29 v. Chr. entstandenen Werk Georgica („Über den Landbau“) sehr detailliert die Methode der „Düngung mit Holzasche in Forstgärten“
(Originaltext)
gutenberg.spiegel.de/vergil/georgica/georg1.htm
Die Entstehung der Wacholderheiden in der Osteifel
Die ursprüngliche Buchen-Waldlandschaft der Eifelregion wurde im Zuge ihrer Besiedlung durch Rodungen zur Schaffung von Siedlungsflächen, durch Holzeinschlag zu Beschaffung von Bau- und Brennmaterial und vor allem zur Gewinnung von Holzkohle für die Eisenproduktion zwischen Mittelalter und Neuzeit weitgehend leer geräumt. Durch den intensiven Raubbau waren die Waldbestände in der Eifel zu Beginn des 19. Jahrhundert fast völlig verschwunden. Die Landwirtschaft tat ihr Übriges: Um die kargen Erträge der Bauern steigern, die durch das praktizierte Recht der Realteilung ohnehin in ihrer Existenz bedroht waren, praktizierte man in der Osteifel häufig die so genannte „Schiffelwirtschaft“. Bauern beim Plaggenhieb (Foto: INFOzentrum Wahner Heide)
Zunächst wurde der Wald im Frühjahr komplett gerodet, also auch die Wurzeln der Bäume entfernt und verbrannt. Übrig blieb Asche, die einer primitiven Düngung gleichkommt. Das reichte für ein bis zwei Jahre für den Anbau von Hafer oder Roggen, vielleicht noch zusätzlich für eine magere Buchweizenernte. Wenn der Boden nach etwa zwei bis drei Jahren ausgelaugt war, überließ man das Land seinem Schicksal. So entstanden Heidelandschaften. Während dieser Zeit diente das Land als Schafweide. War die spärliche Weide abgefressen, ließ man sie brach liegen. Anschließend wurden die torfähnlichen Reste mit Schaufeln abgeplaggt (abgeschiffelt). Die im Sommer getrockneten Heideplaggen wurden verbrannt und im Herbst erneut als Dünger ausgebracht. Damit begann der Bearbeitungszyklus wieder von vorn, solange bis nichts mehr auf dem völlig ausgelaugten Böden anzubauen lohnte. Nur die Pflanzen, die von Kühen, Schafen oder Ziegen wegen ihres Geschmackes oder ihrer stacheligen Blätter verschmäht wurden, die der Kälte und dem Wind trotzen und auf dem nährstoffarmen Boden gedeihen konnten, hatten eine Chance zum Überleben. Typische Heidepflanzen sind der immergrüne Wacholder, der goldgelb blühende Ginster im Frühjahr, das purpurleuchtende Heidekraut (Calluna) im Sommer und das im Herbst fahlgelb wogende Borstgras. Sie bildeten einst große Heideflächen, die oft bis zum Horizont reichten. Fritz von Wille, der große Eifelmaler, hat mit seinen Landschaftsbildern diese Epoche eindrucksvoll dokumentiert.
Vom Überlebenskampf des Eifelwaldes
Durch Raubbau waren die Waldbestände in der Eifel zu Beginn des 19. Jahrhundert fast völlig verschwunden. Die riesigen Heideflächen, auch in der Osteifel, reichten oft bis zum Horizont. (mehr)