Die Beziehung BAUM – MENSCH
Die mythischen Beziehungen zwischen Baum und Mensch reichen bis weit in die Vergangenheit. Der Baum gilt in allen Kulturen der Welt als Symbol des Lebens. Er versinnbildlicht zugleich den Zustand der Welt. Wurzeln, Stamm und Äste symbolisieren gleichfalls die Position des Menschen im Universum.
Bäume standen (und stehen auch heute noch) für die Verehrung, aber auch für die Angst des Menschen vor der Natur. Sie musste durch Opfer günstig gestimmt werden. Heilige Haine gibt es solange, wie die menschliche Kultur besteht. Vielerorts galten (und gelten) die Bäume als Wohnstätte von Göttern und Dämonen. Nur wenige wagten es, sie zu verletzen oder sie gar zu fällen. Wer es dennoch tat, musste mit dem Zorn der Götter rechnen.
Wie wir alle wissen, haben sich unsere Vorfahren teils aus existenzieller Notwendigkeit über die uralten Gesetze hinweg gesetzt und den Eifelwald in großen Teilen zerstört. Erst im 20. Jahrhundert erreichte der Naturschutzgedanke größere Bevölkerungsgruppen.
Heute, im Zeitalter des naturnahen Waldbaus und der Nachhaltigkeit ist es uns wichtig, die Besucher unseres Internetportals an die ursprünglichen Werte unserer Kultur zu erinnern. Elke Schmidt-Ebi, Revierförsterin aus Nachtsheim, wird an dieser Stelle in loser Folge über die mythologischen Hintergründe unserer heimischen Baumarten berichten.
weiterführende Links:
Mythologie der Bäume: www.papyrus-magazin.de/archiv/2002_2003/november/11_12_2002_mythologie1.html
Baumkult:
de.wikipedia.org/wiki/Baumkult
die Esche Yggrasil:
de.wikipedia.org/wiki/Weltenbaum
Der Totembaum Europas
von Elke Schmidt-Ebi
Wie eine schweigende Gruppe aufrechter Gestalten, in ferner Zeit durch einen Zauberspruch gebannt, so zeigt sich der Wacholder aus der Entfernung. Seine eigenartige, fast menschliche Gestalt hat schon zu allen Zeiten die Fantasie des Betrachters zum Träumen angeregt.
Der Wacholder gehört in unserem Kulturkreis zu den Todesbäumen und hat noch immer seinen festen Platz auf Friedhöfen und Grabstellen. Aber er gibt auch Hoffnung, so führt er die Seelen nicht direkt ins Jenseits, sondern kann eine Umkehr bewirken. Nach dem Glauben unserer Vorfahren konnte sich die Seele des Verstorbenen im Gezweig des Baumes verbergen und unter bestimmten Bedingungen wieder zum Leben zurückkehren.
Der Wacholder war der Totembaum Europas.
Zauberholz gegen böse Geister
Die Kraft, die man dem Baum zusprach wird auch in seinem Namen deutlich. Er ist ein Wachhalter, ein Lebendigmacher, der die Sterbenden am Leben erhalten kann.
Während der Pestzeiten des Mittelalters galt der Wacholder als wichtiges Mittel, um vor Ansteckung zu schützen. Er war aber auch das Zauberholz, mit dem man die bösen Geister vertreiben konnte.
Licht in der Finsternis
In den Siedlungen wurden damals Notfeuer als Wacholderholz entzündet, mit glühenden Scheiten wurden die Krankenstuben ausgeräuchert.
Die heutige Wissenschaft hat belegt, dass die seltsam anmutenden Bräuche kein reiner Aberglauben waren. Heute weiß man, dass der Wacholder eine stark desinfizierende Wirkung hat. Auch heute noch wird er gerne zum Räuchern von Fleisch und Fisch genutzt.
Baumapotheke
„Vor dem Holunder soll man den Hut abnehmen, vor einem Wacholder aber muss man in die Knie gehen“.
Dieser alte Spruch belegt, wie sehr der Wacholder in früheren Zeiten geschätzt wurde. Wie der Holunder war er eine regelrechte Baumapotheke. Auf einer 4.000 Jahre alten ägyptischen Papyrusrolle findet sich der Wacholder in der Reihe der wichtigsten Heilpflanzen.
Heute weiß man, dass die Pflanze eine stark keimtötende und die Abwehr steigernde Kraft besitzt. So kann man sich durch Kauen von Wacholderbeeren in Grippezeiten vor Ansteckung schützen. Wacholder hilft bei Lungenkrankheiten, Bronchitis, Erkältung, Rheuma, Gicht, Arthrosen, Hautkrankheiten und Wassersucht.
Quellen:
Blätter von Bäumen, Suzanne Fischer-Rizzi