Baumportrait

von Ulrich Siewers und Elke Schmidt-Ebi

Wenn Kiefern reisen

Der in unseren Wacholderweiden am häufigsten anzutreffende Nadelbaum ist die Kiefer, genauer gesagt, die Gemeine Wald-Kiefer. Wind und Wetter sorgten dafür, dass einige Exemplare besonders abenteuerlich geformt wurden. Die Setzlinge der Bäume im Dr. Menke-Park, am Heidbüchel, am Büschberg und am Wolfsberg kamen vor gut 60 Jahren per Bahn aus dem fernen Ostpreußen in die Vordereifel. (mehr)

Geschichtliche HintergründeGemälde: Fritz von Wille

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts bedeckte Calluna-Heide die weitgehend baumlosen Höhen und Bergrücken unserer Region. Lediglich ein paar einsame Wacholder ragten in den endlosen scheinenden Eifelhimmel. Diese Heiden wurden vor allem in den 20-er und 30-er Jahren mit Kiefern bestockt, denn dank ihrer Anspruchslosigkeit gedeiht sie auch auf humusarmen felsigen und silikatreichen Verwitterungsböden. Die Kiefer ist eine der wenigen Baumarten die als Pioniere die den extremen klimatischen Bedingungen, starker Frost im Winter – große Trockenheit und Hitze im Sommer, auf großen Freiflächen wiederstehen können.

Dass es in früherer Zeit schon einmal Kiefernbestände in der Eifel gab, beweist der Ortsname Manderscheid. Er setzt sich vermutlich aus dem urkeltischen Wörtern „mantara“ = Kiefer und „keiton“, das so viel wie „Wald“ oder „Holz“ bedeutet. Allerdings hat die Kiefer in der Wertschätzung der Menschen damals gegenüber Eiche, Buche und Esche kaum eine Bedeutung gehabt. Dank IKEA & Co. weiß heute fast jeder, „Kiefer massiv“ einem bestimmten Holztyp zuzuordnen. Kennen sie auch den Baum, der das beliebte Möbelholz liefert?

(Foto: Ulrich Siewers)

Die Gemeine Wald-Kiefer (Pinus silvestris)

ist ein immergrüner Nadelbaum aus der Familie der Kieferngewächse (Pinaceae). Unter den Namen Weißkiefer, Föhre, Forche, Pin Commun, Pine, Redwood, Pino ist sie eines der am weitesten verbreiteten Nadelhölzer in den Ebenen und Gebirgstälern der nördlichen Halbkugel, mit wenigen Arten auch im tropischen Bereich. Die europäische Kiefer wächst in ganz Europa, besonders in Nord- und Nordosteuropa bis nach Sibirien.

Ihr Stamm ist je nach Standort entweder bis hoch hinauf astrein oder aber niedrig und knorrig gedreht. Das Holz ist sehr harzreich. Die Rinde ist bei jungen Bäumen fast fuchsrot und bei älteren hell rötlichbraun bis graubraun mit tiefen Furchen und dicken Platten.

blühende Kiefer (Foto: Ulrich Siewers)

Die Kiefer ist trotz der enormen Höhe von 25 bis 35 m ein sehr sturmfester Baum. Diese Standfestigkeit erhält sie durch ihr tief in den Boden gehendes Wurzelsystem (Pfahlwurzel mit zahlreichen Nebenwurzeln). In ihrer Anspruchslosigkeit gedeiht dieser Baum auf fast allen Böden. Dabei spielt es keine Rolle, ob der Untergrund auch aus Fels oder Sand besteht.

Es gibt von der Kiefer auf der ganzen Welt fast 50 angepflanzte Formen. Bei uns ist jedoch die Flachlandform und die sogenannte herzynische Höhenkiefer vorherrschend. Einzelne Exemplare können ein Alter von 600 Jahren erreichen. Doch finden wir nur wenige von ihnen, da dieser Baum zu den forstwirtschaftlich wichtigsten zählt.

Eine weitere Art der Kiefer ist die Berg-Kiefer, die in vier Unterarten eingeteilt ist. Am bekanntesten ist wohl die Latsche, die in den Alpen bis in einer Höhe von 2500 Metern wächst. Sie hat hier eine wichtige Funktion, indem sie an Steilhängen die Erosion verhindert sowie vor Lawinen schützt.

Die würzig duftenden Nadeln der Waldkiefer sitzen immer paarweise an den Zweigen und sind wegen ihrer ätherischen Öle ein geschätztes Heilmittel z.B. als Badezusatz bei Erkältungskrankheiten.


Vom Nutzen der Kiefer
(Foto: Ulrich Siewers)

Kiefernholz hat im frischen Zustand eine gelbliche bis rötliche Farbe, wobei der breite Splint heller ist als der Kern. Nach kurzer Lagerung dunkelt das Kernholz aber stark nach. Das Holz ist außerdem sehr harzig und fettig. Es wird in Form von Rundholz, Schnittholz und Furnieren gehandelt. Es ist gleichermaßen als Konstruktions- und Ausstattungsholz sehr vielseitig verwendbar.

Besondere Bedeutung kommt der Kiefer als Bau- und Konstruktionsholz im Hoch- und Tiefbau zu. Ebenso ist sie im Bergbau und Wasserbau sehr geschätzt. Bis in unsere Zeit war der an verletzten Stellen der Rinde austretende Saft und das Harz der Kiefer war (und ist teilweise auch heute noch) sehr begehrt. Es diente als Grundlage zur Herstellung von Pech, natürlichem Terpentinöl oder Kolophonium.

Im Anwendungsbereich der Medizin spielen die in ihnen enthaltenen ätherischen Öle eine wichtige Rolle Die im Mai gesammelten Nadeln dienen den Arzneimittellaboratorien zur Herstellung von Mitteln gegen Bronchitis, Durchblutungsstörungen, Katarrhe der oberen Luftwege, Nervösität, Nasennebenhöhlenentzündungen, Neuralgien, Rheuma, Gicht, und Schlaflosigkeit verarbeitet.

Maserung der Kiefer

Die Kiefer trägt auch den Namen Feuerbaum oder Fackelbaum. Diese Namen stammen noch aus der Zeit, als man mit Kienspänen die Räume erhellte. Das besonders harzreiche Holz wurde zu Spänen geschnitten und wie Fackeln abgebrannt. Die brauchte man in der Eifel seit dem Altertum massenhaft zum Ausleuchten der unterirdischen Eisenerzlager.

Darüber hinaus konnte man aus Kiefernadeln „Waldwolle“ herstellen. Die abgezupften Nadeln wurden bis zum Vergären in Wasser eingelegt. Das harte Äußere der Nadeln sprang auf und heraus kam eine weiche Faser, mit der man Polster, Kissen und Matratzen stopfen konnte. (Aus: Blätter von Bäumen, Susanne Fischer-Rizzi)