Vorgeschichte

Das Start-Treffen der deutschsprachigen LIFE-Projekte im Oktober 2005 hat den Vertretern der Verbandsgemeinde Vordereifel gezeigt, in welchen „hohen“ Regionen sie sich mit ihrem LIFE-Antrag bewegt haben. Die anderen Projektvertreter kamen von Landesministerien, Umweltstiftungen, Stabstellen von Regierungspräsidien oder von regionalen Zweckverbänden.

Der Start

Am erfolgreichen Start des LIFE-Projektes der Verbandsgemeinde Vordereifel haben mehrere Väter und Mütter mitgewirkt.

Auslöser war ein Zufallsgespräch zwischen Bürgermeister Dr. Alexander Saftig und Theo Jochum, Referatsleiter im Mainzer Ministerium für Umwelt und Forsten im Jahr 2000 in der Cafeteria der Fachhochschule für öffentliche Verwaltung in Mayen. Dem Bürgermeister ging seitdem dessen Feststellung, es würden sich viel zu wenig Gebietskörperschaften für die europäischen Fördermöglichkeiten des Naturschutzes interessieren, nicht mehr aus dem Sinn. Schützenswerte Natur gab es in seiner Gemeinde schließlich reichlich. Die Heidegebiete bei Arft und Langscheid und bei Virneburg boten sich förmlich an.
Bei seiner Suche nach qualifizierten Mitstreiterinnen und Mitstreitern fand er in der damaligen Vizepräsidentin der SGD-Nord, Elke Starke (heutige Elke Hoff MdB) eine starke Verbündete. Ihr gelang es, einen ihrer Referenten, Manfred Braun, für die Mitarbeit in einer entsprechenden Arbeitsgruppe zu gewinnen. Und Hans Finkener von der Unteren Naturschutzbehörde beim Kreis Mayen-Koblenz erkannte die günstige Gelegenheit, schon längst fällige Maßnahmen auch auf andere, weniger „prominente“ Schutzgebiete (z.B. Kramershard, Wolfsberg oder Schildkopf) auszudehnen.
Sehr bald zeigte sich, dass in der Verbandsgemeinde optimale Ausgangsbedingungen für einen Förderantrag nach Europa bestanden: Die Einbeziehung der Wacholderheiden in den (damaligen) FFH-Bereich „Heiden bei Arft“ wurde in den Ortsgemeinden als Gütezeichen für eine weitgehend intakte Natur, nicht als Willkür von irgendwelchen „Eurokraten“ gewertet. Und die Chance zu einer wirksamen finanziellen Spritze wurde als hilfreicher Beitrag für die Erhaltung dieser besonderen Landschaft und damit der eigenen Heimat akzeptiert.

Mit Eifler Dickschädligkeit zum Ziel

Zwischen dem Zufallsgespräch in der Cafeteria und der Bewilligung des LIFE-Antrages liegen fünf wechselvolle Jahre, und der erfolgreiche Abschluss des Antragsverfahrens ist – nach allgemeiner Einschätzung – letztlich nur der „Eifler Dickschädeligkeit“ (hochdeutsch: Beharrlichkeit aus Heimatliebe) von Bürgermeister Dr. Saftig zu verdanken. Diese Jahre sind gekennzeichnet durch unglaublich viele und zugleich intensive Diskussionen und Abstimmungen mit Ortsgemeinden, Behörden, Ämtern, Naturschutzverbänden, Wandervereinen und Privatpersonen.
Wesentlich zum Verständnis der Standortprobleme des Wacholders in der Osteifel beigetragen hat der ehemalige Forstamtsleiter von Mayen, Henner Reckert, den Bürgermeister Dr. Saftig wiederholt zu Wanderungen in und durch die Wacholderheiden begleitet hat. Diese und spätere Wanderungen im größeren Kreis – z.B. im Rahmen der „Wacholderblütenwanderung“ – waren möglich, weil Dank der fürsorglichen Arbeit des ehemaligen Revierförsters Manfred Fuhr noch Teile der Wacholderbestände erhalten geblieben waren.
Ausgehend von der Wacholderhütte in Langscheid, die vor 30 Jahren auf Initiative des Ortsbürgermeisters Gottfried Groß erbaut worden ist, begannen die Ortsgemeinden, „ihre“ Wacholderheiden als wichtiges Potenzial für den Wandertourismus wahrzunehmen. Dies ist um so bemerkenswerter, als die Ortsgemeinden dafür Mittel aus den schmalen Gemeindehaushalten bereitstellen mussten.

Aller Antrag ist schwer

Bei der Antragserarbeitung bildete ein besonderes Problem die Aufbereitung der umfangreichen kartografischen Darstellungen, weil die Verbandsgemeinde sich erst im Laufe dieser Jahre ein funktionierendes digitales Kartierungssystem aufgebaut hat. Schließlich musste der Antrag mit einem Umfang von ca. 180 Seiten wiederholt redigiert, aktualisiert und abgestimmt werden. Als im Jahr 2004 die Absage aus formalen Gründen kam (es hatte lediglich eine Übersetzung und ein Formblatt gefehlt), hat dies eigentlich keine wirkliche Erschütterung ausgelöst. Denn bereits während der Antragsphase waren viele positive Entwicklungen eingetreten, und so war die Arbeit nicht umsonst: Zu diesen positiven Ergebnissen der Antragsphase zählen insbesondere ein neues Verständnis des Begriffs „Heimat“ oder eine geschärfte Sicht auf die Probleme des Wacholders. Aber darüber ist an anderer Stelle ausführlich zu berichten.

Mit einer gewissen Genugtuung wird in der Vordereifel registriert, dass sich noch heute viele im Land die Augen darüber reiben, weil eine so kleine Verbandsgemeinde einen solch großen Antrag mit so wenig Eigenmittel auf die Beine gestellt und auch noch erfolgreich durchbekommen hat.

Hans Hollederer
Projektleiter